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Corona-Maßnahmen

Die Hoffnung

Der Blick nach Österreich zeigt, was auch Deutschland bevorsteht: Ohne starke Einschränkungen und Lockdowns auch für Geimpfte, zumindest regional, wird es auch hierzulande nicht gehen. Dafür ist der Druck der vierten Corona-Welle zu stark.

Geschrieben von Christian Matz am . Veröffentlicht in Meinung.
Eine große Hoffnung liegt auch erneut auf den Vernünftigen im Land, die sich bereits haben impfen lassen, und von denen nun abermals Solidarität eingefordert wird: Indem sie sich nochmals einschränken und mit ihren Kontakten zurückhalten.
Eine große Hoffnung liegt auch erneut auf den Vernünftigen im Land, die sich bereits haben impfen lassen, und von denen nun abermals Solidarität eingefordert wird: Indem sie sich nochmals einschränken und mit ihren Kontakten zurückhalten.
Foto: Cole May

Der Blick nach Österreich zeigt, was auch Deutschland bevorsteht: Ohne starke Einschränkungen und Lockdowns auch für Geimpfte, zumindest regional, wird es auch hierzulande nicht gehen. Dafür ist der Druck der vierten Corona-Welle zu stark.

Nun trifft es als erstes Bayern, wo in einzelnen Kreisen alle Clubs und Bars schließen müssen. Dass zur gleichen Zeit an der Zugspitze die Skisaison gestartet ist, steht für die Gratwanderung in diesen Tagen - einerseits ist das Bedürfnis nach normalem Leben groß, auch auf Weihnachtsmärkten. Andererseits stellt sich bei jeder Veranstaltung die Frage, ob sie noch vertretbar ist.

Da die Welle vom Osten Europas und vom Südosten Deutschlands aus in Richtung Nordwesten rollt, könnten jedenfalls bald weitere Bundesländer bedroht sein - darunter auch Hessen und Rheinland-Pfalz, obwohl die Lage dort noch vergleichsweise unter Kontrolle ist. Der Blick nach Österreich zeigt aber auch, dass das propagierte 2G-Modell von Anfang an eine Scheinsicherheit geboten hat, wenn bei hohen Inzidenzen nicht die sonstigen Vorsichtsmaßnahmen (Abstand und Maske, zusätzliche Tests) beibehalten werden. Die Alpenrepublik ist in Europa neben Deutschland "Vorreiter" bei 2G - dennoch sind dort die Inzidenzzahlen seit Oktober von knapp 150 auf rund 1000 hochgeschossen.

Nun soll 2G auch bei uns breit angewendet werden, die Kontrollen werden dabei meist privaten Geschäftsleuten und Ehrenamtlern übertragen - Zündstoff in einer ohnehin aufgeheizten Situation. Man sollte sich im Klaren sein, dass nur ein Teil der Ungeimpften kategorische Impfgegner sind, mit denen tatsächlich jede Diskussion sinnlos ist (das war übrigens schon vor Corona so). Sondern viele Ungeimpfte haben schlichtweg noch immer Bedenken. Sie werden nun ausgegrenzt, mitsamt ihren Kindern. Einige werden sicherlich auf den 2G-Druck reagieren und sich impfen lassen, aber allzu große Hoffnungen auf einen massiven Anstieg sollte man nicht setzen. Die größte Hoffnung liegt darin, dass die sonstigen jetzt beschlossenen Maßnahmen so schnell wie möglich wirken: Darunter 3G am Arbeitsplatz (darauf haben andere Länder schon längst gesetzt, nicht auf 2G in der Freizeit), und vor allem das Boostern, Boostern, Boostern. Wobei die Empfehlung zur Auffrischungsimpfung für alle die große Gefahr beinhaltet, dass beim "Run" auf die Impftermine ausgerechnet diejenigen unter die Räder kommen, die den Booster am nötigsten haben, nämlich die Alten und Vorerkrankten. Dabei müsste es zuvorderst um sie gehen.

Eine große Hoffnung liegt auch erneut auf den Vernünftigen im Land, die sich bereits haben impfen lassen, und von denen nun abermals Solidarität eingefordert wird: Indem sie sich nochmals einschränken und mit ihren Kontakten zurückhalten. Verantwortlich für diese katastrophale Lage im zweiten Corona-Winter sind aber nicht nur "die" Ungeimpften. Sondern auch Bundes- und Landesregierungen, die die absehbar notwendige Impfkampagne gegen die Herbstwelle komplett gegen die Wand gesetzt haben.

Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz