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Geschichtsrevisionisten

Furchtbar fruchtbar

Zwei Nachrichten aus diesen Tagen: In der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen grölt eine Gruppe von Gymnasiasten den Rassistenhit "Ausländer raus!". Und: In bundesweiten Umfragen steht die AfD erstmals gleichauf mit der Union, teils sogar knapp davor auf Platz 1.

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Meinung.
KZ-Gedenkstätten sind immer wieder ein Kampfplatz für Geschichtsrevisionisten. Neuer Faschis­mus und eine offenbar nie aussterbende Gedankenlosigkeit gehen dabei Hand in Hand.
KZ-Gedenkstätten sind immer wieder ein Kampfplatz für Geschichtsrevisionisten. Neuer Faschis­mus und eine offenbar nie aussterbende Gedankenlosigkeit gehen dabei Hand in Hand.
Foto: No 5 Army Film & Photographic Unit, Morris (Sgt) / Gemeinfrei (via Wikimedia Commons)

Zwei Nachrichten aus diesen Tagen: In der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen grölt eine Gruppe von Gymnasiasten den Rassistenhit "Ausländer raus!". Und: In bundesweiten Umfragen steht die AfD erstmals gleichauf mit der Union, teils sogar knapp davor auf Platz 1.

Das gehört zum politischen Rahmen, in dem sich an diesem Freitag die Befreiung und Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald zum 80. Mal jährt.

KZ-Gedenkstätten sind immer wieder ein Kampfplatz für Geschichtsrevisionisten. Neuer Faschis­mus und eine offenbar nie aussterbende Gedankenlosigkeit gehen dabei Hand in Hand. Ausgerech­net in Thüringen, wo mit Buchenwald eines der berüchtigtsten KZ stand, erfährt die AfD die größte Zustimmung. Eine AfD, deren Landesvorsitzender Höcke in der Gedenkstätte Hausverbot erhielt.

Nie seit dem Ende der NS-Diktatur waren in Deutschland Neofaschisten und Rechtsextremisten einflussreicher. Die AfD will Geschichte schönfärben; in ihrem Wahlprogramm hieß es, Erinne­rungskultur dürfe sich "nicht nur auf die Tiefpunkte unserer Geschichte konzentrieren, sie muss auch die Höhepunkte im Blick haben". Der Ehrenvorsitzende Gauland nannte unverblümt die NS-Zeit einen "Vogelschiss in unserer über 1000-jährigen Geschichte". "Der Schoß ist fruchtbar noch", wusste schon Brecht.

Als CDU-Vorsitzender wollte Friedrich Merz die AfD halbieren. Als angehender Kanzler rühmt er sich, in der Migrationspolitik mit seinen künftigen Partnern Verschärfungen vereinbart zu haben, die weit über das hinausgehen, was er im Januar mit den Stimmen der AfD durchsetzen wollte. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Buchenwald-Gedenkens ist das eine makabre Pointe.

Quelle: nd.DerTag / nd.DieWoche