Drei Lehren aus der Raketennacht
Bei aller Erschütterung über den iranischen Großangriff auf Israel, bei aller Sorge vor der von Teheran gewählten Eskalation: Fürs Erste haben die Terror-Mullahs nichts erreicht.
Bei aller Erschütterung über den iranischen Großangriff auf Israel, bei aller Sorge vor der von Teheran gewählten Eskalation: Fürs Erste haben die Terror-Mullahs nichts erreicht.
Kaum einer der vielen Hundert Lenkflugkörper gelangte ins Ziel, und die Erklärung der iranischen UN-Botschaft, nun sei die Sache erledigt, darf man wohl als Versuch des Einlenkens verstehen.
Das wird Israel nicht von einer Reaktion abhalten, aber wenn das Kriegskabinett um Benjamin Netanjahu klug ist, wird es keine eigene Raketenorgie starten, sondern gezielte Angriffe gegen Revolutionsgarden, Atom- und Rüstungsbetriebe. Ähnlich dem Schlag gegen iranische Generäle in Damaskus, den der Iran zum Vorwand für seine Raketenangriffe nahm. Übrigens: Die Wiener Übereinkommen, die der Iran selbst gern bricht, regeln die Beziehungen zwischen Entsende- und Gastland von Diplomaten und verpflichten nicht Dritte, Botschaftsgelände als Terrorbasis wie in Damaskus zu akzeptieren.
Aus der Nacht zum Sonntag sind drei Lehren zu ziehen. Erstens: Jerusalems Schaukelpolitik gegenüber Russland, das militärisch mit dem Iran zusammenarbeitet, war ein ebenso großer Fehler wie umgekehrt der betont behutsame Umgang europäischer Regierungen mit dem Iran. Russland, Iran, Nordkorea und Russlands Pate China bilden eine Achse aggressiver Diktaturen. Weltweit ist konsequente Einhegung geboten, damit aus dieser Bedrohung kein großer Krieg wird.
Zum Einhegen gehört - zweitens - Luftabwehr. Israels Erfolg liefert das explizite Gegenbeispiel zum Drama der Ukraine, die immer weniger gegen russische Luftschläge tun kann, weil der Westen - auch das vergebens angefragte Israel - das Land hängen lässt und Nato-Staaten nicht einmal russische Geschosse im eigenen Luftraum abfangen. Als ob Nato-Staaten jetzt im Nahen Osten Kriegspartei wären, weil die USA und Großbritannien iranische Flugkörper abgeschossen haben und Deutschland beim Einsatz über Jordanien französische Maschinen aufgetankt hat. Jetzt bekommt Kiew ein drittes Patriot-System aus Deutschland. Aber letztlich fehlen solche Systeme an allen Enden von Europa bis zum Pazifik, und wenn der Hersteller jeden Monat eines liefern kann, muss die Reaktion sein: kaufen, ehe es zu spät ist.
Drittens: Trotz Gaza-Krieg hat sich Jordanien in der Raketennacht als verlässlicher Partner Israels und des Westens erwiesen. Israel darf solche Partnerschaften nicht weiter durch die rücksichtlose Palästinenser-Politik auf die Probe stellen, für die "Bibi" Netanjahu steht. Der glaubt, nach der jüngsten Eskalation fester im Sattel zu sitzen. Das sollte die Opposition nicht hinnehmen. Um des Friedens willen muss er gehen.