Nationalpark Harz zählt Luchse
Wernigerode. „Wie viele Luchse gibt es im Harz?“ Diese Frage hören die Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung beinahe täglich. Eine einfache und nachvollziehbare Frage. Allerdings ist deren Beantwortung mehr als anspruchsvoll. Die dämmerungs- und nachaktiven Katzen entziehen sich durch ihre relative Seltenheit und die versteckte Lebensweise fast allen klassischen Zähl- und Schätzverfahren, die bei anderen Arten angewendet werden.
Wernigerode. „Wie viele Luchse gibt es im Harz?“ Diese Frage hören die Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung beinahe täglich. Eine einfache und nachvollziehbare Frage. Allerdings ist deren Beantwortung mehr als anspruchsvoll. Die dämmerungs- und nachaktiven Katzen entziehen sich durch ihre relative Seltenheit und die versteckte Lebensweise fast allen klassischen Zähl- und Schätzverfahren, die bei anderen Arten angewendet werden.
In der Diskussion um den Luchs im Harz hilft es nicht weiter, am Schreibtisch vage Bestandesschätzungen zu erstellen, sinnvoll sind nur klare Fakten. Seit September 2014 standen daher insgesamt 120 Wildtierkameras, auch Fotofallen genannt, an ausgesuchten Harzstandorten in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Das Projekt wurde mit Fördermitteln aus beiden Bundesländern unterstützt. Das Untersuchungsgebiet von rund 800 Quadratkilometern sollte zunächst zu gleichen Teilen östlich und westlich der Landesgrenze liegen. Datenschutzbedenken aus dem Land Sachsen-Anhalt führten dann jedoch zu einer deutlichen Verschiebung nach Westen, so dass im Ostharz nur die Flächen des Nationalparks mit einbezogen werden konnten.
Das Ziel der Maßnahme war die systematische Erfassung des Luchsbestandes. Seit ein paar Jahren gibt es auf dem Markt zu erschwinglichen Preisen selbstauslösende Kameras zu kaufen, die vor allem bei Jägern zur Überwachung von Hirschen und Wildschweinen beliebt sind. In der Schweiz und im Bayerischen Wald erzielten Forscher damit zuletzt recht verlässliche Ergebnisse bei der Zählung der Luchse. Den Wissenschaftlern kommt zugute, dass Luchse über eine individuell sehr unterschiedliche Fleckenzeichnung verfügen. Auf Bildern können sie so sicher auseinander gehalten werden.
Nachdem die Qualität der Methode feststand, bereitete die Nationalparkverwaltung mehrere Jahre lang ein entsprechendes Projekt zur Bestandserfassung im Harz vor. Im Sommer 2014 war es dann so weit. Zusammen mit den Harzer Förstern und Jägern wurden 60 Kamerastandorte ausgewählt und ab September mit jeweils zwei Kameras bestückt, um gleichzeitig beide Körperseiten vorbeilaufender Luchse fotografieren zu können. Bis Januar 2015 entstanden insgesamt 4333 Tierbilder, darunter 268 Aufnahmen von Luchsen. „Eine sehr gute Ausbeute“, freut sich der Koordinator des Luchsprojekts Ole Anders.
„Zunächst hatten wir Sorge, dass sich die relativ wenig oder klein gefleckten Harzer Luchse nicht sicher genug unterscheiden lassen würden“. Aber eine erste Sichtung des Bildmaterials macht auch in diesem Punkt Hoffnung. „Wir müssen nun jedes einzelne Luchsbild mit allen anderen abgleichen, um dann aus dem Ergebnis eine statistisch abgesicherte Luchsdichte für unser Untersuchungsgebiet errechnen zu können“, so Anders. Diese Tätigkeit wird die Forscher noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Ganz nebenbei tappten eine Reihe anderer Tierarten in die Fotofallen. Rund 240 mal konnten Wildkatzen fotografiert werden. Außerdem entstanden etliche kuriose Bilder von neugierigen Füchsen, Hirschen, Wildschweinen und Co.