Grönland: Trumps kaltes Kalkül
Die schönsten Parodien schreibt das wirkliche Leben. In diesem Fall der US-Präsident, dessen Begehrlichkeiten, Grönland zu kaufen, anfangs kaum jemand ernst nahm. Nicht einmal seine eigenen Mitarbeiter im Weißen Haus, die den Prüfungsauftrag von ganz oben erst einmal auf Eis gelegt hatten. Zu absurd schien ihnen die Idee, dem Königreich Dänemark dessen Kronjuwel in der Arktis abzuluchsen. Zumal es sich um eine autonome Region handelt, deren 56 000 Einwohner das Recht haben, über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen.
Die schönsten Parodien schreibt das wirkliche Leben. In diesem Fall der US-Präsident, dessen Begehrlichkeiten, Grönland zu kaufen, anfangs kaum jemand ernst nahm. Nicht einmal seine eigenen Mitarbeiter im Weißen Haus, die den Prüfungsauftrag von ganz oben erst einmal auf Eis gelegt hatten. Zu absurd schien ihnen die Idee, dem Königreich Dänemark dessen Kronjuwel in der Arktis abzuluchsen. Zumal es sich um eine autonome Region handelt, deren 56 000 Einwohner das Recht haben, über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen.
Trump höchstpersönlich bestätigte dann Medienberichte, dass er es tatsächlich ernst meinte. Klar wäre der Kauf strategisch interessant und könne bei seinem Besuch in Kopenhagen am 2. September besprochen werden. Aber es sei gewiss nicht "oberste Priorität". Nachdem die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen dem "großen Immobilien-Geschäft" bei einem Solidaritätsbesuch auf Grönland eine unmissverständliche Absage erteilt hatte, schmollte der Narzisst. Er werde das Treffen in zwei Wochen "auf ein andermal" verschieben, twitterte Trump. Damit sei "ein sehr großer Aufwand" erspart worden.
Damit provozierte er einen beispiellosen Eklat. Aus Sicht des US-Präsidenten hätte er den Dänen, die als Nato-Partner "den Schutz der USA genießen", eigentlich nur einen Gefallen tun wollen. Denn Grönland sei eine schwere Last für das Königreich geworden. "Sie halten es mit sehr hohen Verlusten." Was genau Trump damit meinte, ließ er offen. Die Grönland-Affäre gibt Einblick in die Sicht des US-Präsidenten auf die Welt, in der große Mächte Staaten wie Figuren auf dem Schachbrett bewegen. Mit dem Erwerb Grönlands wären die USA unter seiner Führung in den Besitz der "größten Insel der Welt" gelangt, die von ihrer Ausdehnung her sechs mal so groß wie Deutschland ist und geografisch ohnehin schon zu Nordamerika gehört. Unter dem 3400 Meter starken Eisschild, der weite Teile Grönlands bedeckt, werden enorme Bodenschätze vermutet. Je schneller das Eis schmilzt, umso besser für den geschäftstüchtigen Präsidenten, der dann nicht zum Mars aufbrechen muss, um neue Gebiete zur Kolonialisierung zu erschließen.
Erklärt wären damit auch die Begeisterung des US-Präsidenten für fossile Brennstoffe, laxe Emissionsvorschriften und die Unterminierung des Weltklima-Abkommens. Trump hatte auch schon einen Mitstreiter gefunden, der das potenzielle US-Territorium in diesem Jahr schon einmal inspizierte. Die USA hätten in Thule bereits eine strategische Militärbasis, erklärte der Demokrat Joe Manchin, der die Idee des Präsidenten als "sehr interessant" lobte. Der Senator aus dem Kohle-Staat West-Virginia teilt übrigens auch die Begeisterung des US-Präsidenten für den fossilen Energieträger, der dazu beiträgt, Grönland schneller von seinen Eismassen zu "befreien".
Anfang der Woche twitterte Trump dann allen Ernstes noch ein montiertes Bild, das einen goldenen Trump-Tower neben den bescheidenen Häusern der Grönländer zeigt. Der Kommentar des Präsidenten dazu: "Ich verspreche, Grönland das nicht anzutun." Die Dänen hätten es ihm ohnehin nicht erlaubt. Wie schon Harry S. Truman, der nach dem Zweiten Weltkrieg einhundert Millionen Dollar für den Erwerb der Insel angeboten hatte, sagten sie Trump mit eisiger Klarheit: Nej Tak! Und der Rest der Welt lacht über einen Präsidenten, der sich selber dem Spott preisgegeben hat.