Die Gesellschaft muss auf die Psychohygiene achten
Krisen gab es schon früher, heißt es so schön. Aber die Erkenntnis, dass sich Menschen unter 50 heutzutage schlechter von der Corona-Pandemie erholen als dieselbe Altersgruppe 2010 von der Finanzkrise, sollte uns zu denken geben.
Krisen gab es schon früher, heißt es so schön. Aber die Erkenntnis, dass sich Menschen unter 50 heutzutage schlechter von der Corona-Pandemie erholen als dieselbe Altersgruppe 2010 von der Finanzkrise, sollte uns zu denken geben.
Zu den Nachwehen der Pandemie kommen Krieg, Inflation und oft auch Wohnungsnot. Gepaart mit einem schnelllebigen Alltag begünstigen diese Sorgen psychische Erkrankungen wie nie zuvor.
All die Ängste an der Schwelle zum Büro abzulegen, ist schlicht unmöglich. Einer Erhebung der DAK-Krankenkasse zufolge ist die Zahl der psychisch bedingten Fehltage innerhalb eines Jahrzehnts (2013-2023) um die Hälfte gestiegen. Für die Wirtschaft ist das ein alarmierender Krankenstand, für die Gesellschaft eine Sorge mehr mit Blick zum Beispiel auf die Finanzierung der Rente - von der sozialen Dimension ganz abgesehen.
Laut Bundespsychotherapeutenkammer warten Menschen hierzulande zwischen vier und fünf Monate auf den Beginn ihrer Therapie. Und das erst nach erfolgtem Erstgespräch. Doch wer fängt sie in der Zwischenzeit auf? Das private Umfeld genügt nicht. Zur Psychohygiene können und müssen auch die Arbeitgeber ihren Teil beitragen: Homeoffice-Regelungen können helfen, Arbeitnehmer zu entlasten.
Fortbildungen und Coachings zu Themen wie Resilienz und insbesondere eine niederschwellige psychologische Krisenberatung für die Mitarbeiter können den Unterschied machen. Aber es fehlt auch an Unternehmenskulturen, die das Thema psychische Gesundheit hochhalten: Egal in welchem Alter kann es fatale Folgen haben, einen Burnout oder gar eine Depression mit Empfindlichkeit oder gar Faulheit abzutun.