Gefahr durch fehlerhafte Implantate: Bundesgesundheitsministerium prüft Stärkung der Aufsichtsbehörde für Medizinprodukte
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) diskutiert intern, ob es die Kompetenzen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bei der Überwachung von Medizinprodukten und Implantaten erweitern kann. Das BfArM darf bislang keine Produkte zurückrufen, sondern den zuständigen Länderbehörden einen solchen Rückruf lediglich empfehlen. Diese entscheiden dann selbst, ob sie das Produkt aus dem Verkehr ziehen. Seit 2010 gab es in Deutschland nur sechs behördlich angeordnete Rückrufe für Medizinprodukte.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) diskutiert intern, ob es die Kompetenzen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bei der Überwachung von Medizinprodukten und Implantaten erweitern kann. Das BfArM darf bislang keine Produkte zurückrufen, sondern den zuständigen Länderbehörden einen solchen Rückruf lediglich empfehlen. Diese entscheiden dann selbst, ob sie das Produkt aus dem Verkehr ziehen. Seit 2010 gab es in Deutschland nur sechs behördlich angeordnete Rückrufe für Medizinprodukte.
Der Sprecher des BMG reagierte am Montagmorgen (26. Nevember) in der Bundespressekonferenz auf „The Implant Files“, eine Recherche von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“. Das Ministerium nehme die Enthüllungen zu den Gefahren von Prothesen und Implantaten „sehr ernst“. „Jeder einzelne dort beschriebene Fall ist tragisch und einer zu viel“, so der Sprecher weiter. Neben den Maßnahmen auf Bundesebene gäbe es innerhalb der Europäischen Union Bemühungen im Kampf gegen schädliche Medizinprodukte. Eine entsprechende Verordnung sei verabschiedet und greife spätestens ab dem Jahr 2020, sagte der Sprecher.
Diese wird allerdings in vielen Punkten von Experten als unzureichend bezeichnet, da das grundlegende System mit privaten Prüfstellen bestehen bleibe. Abhilfe schaffen könnte eine staatliche Zulassung wie bei Arzneimitteln. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte NDR, WDR und „SZ“, Medizinprodukte seien insgesamt gefährlicher als Arzneimittel. Er werde morgen mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über die Missstände sprechen.
An dem Projekt unter dem Titel „The Implant Files“ waren mehr als 250 Journalisten von knapp 60 verschiedenen Medien aus 36 Ländern beteiligt. In Deutschland recherchierten Reporterinnen und Reporter von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“. Unter den internationalen Partnern sind die BBC, Le Monde, AP sowie unter anderem Medien aus Japan, Südkorea, Pakistan, Indien, Argentinien, Brasilien, Mexiko und vielen europäischen Ländern. Koordiniert wurde die Recherche vom Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ). Die Dokumentation „Außer Kontrolle – Das gefährliche Geschäft mit der Gesundheit“ läuft am Montag, 26. November, um 20.15 Uhr im Ersten.