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Wikileaks: Old school

Wenn ein Staat das Post- und Bankgeheimnis seiner Bürger aufhebt, muss sich nicht gewundert werden, wenn diese Bürger auch dem Staat in die Karten schauen möchte. Wenn ein Staat gestohlene Bankdateien kauft und Hehlerei belohnt, muss sich nicht gewundert werden, wenn Datendiebe den Staat berauben und diese Informationen in den Markt bringen. Wenn ein Staat Bürger für seine Fehlentscheidungen haften lässt, muss sich nicht gewundert werden, wenn der Bürger erfahren will, wie es zu solchen Fehlentscheidungen kommen konnte.

Geschrieben von G.A. Hokamp am . Veröffentlicht in Meinung.
Richard Nixon
Richard Nixon
Foto: National Archives & Records Administration / Public Domain

Wenn ein Staat das Post- und Bankgeheimnis seiner Bürger aufhebt, muss sich nicht gewundert werden, wenn diese Bürger auch dem Staat in die Karten schauen möchte. Wenn ein Staat gestohlene Bankdateien kauft und Hehlerei belohnt, muss sich nicht gewundert werden, wenn Datendiebe den Staat berauben und diese Informationen in den Markt bringen. Wenn ein Staat Bürger für seine Fehlentscheidungen haften lässt, muss sich nicht gewundert werden, wenn der Bürger erfahren will, wie es zu solchen Fehlentscheidungen kommen konnte.

Vielleicht sollte man Julian Assange einen Nobelpreis verleihen. Dies soll nach Meinung vieler, sogar Journalisten, nur noch eine Frage der Zeit sein. Denn schließlich kamen  Mordechai Vanunu für die Aufdeckung / den Verrat, dass Israel eine Atommacht ist, viele Auszeichnungen zugute, inklusive dem alternativen Nobelpreis.

Im letzten Jahrhundert hatten Verräter die Wahl, freiwillig ihr Leben zu beenden, wie in dem Fall des Österreichers Alfred Redl, oder das Leben und die Ehre zu verlieren, falls sie sich einem Prozess stellten, wie die Holländerin Margaretha Geertruida Zelle und die Amerikaner Julius und Ethel Rosenberg.

Also, was macht man denn nun mit Verrätern? Warum sind die Meinungen, ganz speziell im Fall Assange so geteilt? Vielleicht sind die Meinungen ja gar nicht so geteilt wie wir alle denken; vielleicht wird Julian Assange ja auch nur von jenen ans Kreuz genagelt, welche er so blamiert hat. Denn er hat ja nicht nur Politiker als geschwätzige, impotente Wichtigtuer bloßgestellt, sondern auch das investigative Gewerbe, die Journalisten. Wie konnte ein Amateur nur so etwas schaffen. Er hat weder die immer viel zitierte professionelle Verantwortung, noch die Erfahrung von verantwortungsbewussten Journalisten, jedoch ist seine Arbeitsweise sehr professionell und vor allem effektiv. Vielleicht benötigt man ja diesen Amateur, diesen Anfänger, um einfach nur die Dinge so zu zeigen, wie sie sind, ohne die professionelle, verantwortungsbewusste Zensur des investigativen Gewerbes.

Warum sollte ein Julian Assange anders sein als Bob Woodward und Carl Bernstein? Wurden sie durch ihre Enthüllung zu Helden, nur weil sie, zur Zeit Ihrer Enthüllungen zur Watergate-Affäre, bei der Washington Post gearbeitet haben und dadurch eine namenhafte Zeitung als Arbeitgeber hatten. Was hätten Woodward und Bernstein getan, wenn sie nicht im Druckzeitalter aufgewachsen wären, sondern im Digitalzeitalter und ihr eigenes Weblog gehabt hätten? Was wäre das Medium Ihrer Enthüllungen, welche einen Präsidenten der USA zum Rücktritt gezwungen haben, gewesen.

Zu diesem Thema fallen mir zwei Filme ein, die eventuell schon etwas alt sein mögen für die jüngere Generation, jedoch sehr interessant sind. Einmal „ Die Unbestechlichen“ und dann noch „ Sneakers – Die Lautlosen“, beide mit Robert Redford.